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Osterbrauch im Durbachtal

von Josef Werner

Heimatbeilage vom 27.03.1991


Verschiedene Osterbrauchtümer sind auch im Durbachtal noch vorhanden oder bei der älteren Generation in guter Erinnerung.

Wenn am Samstag vor Palmsonntag die Palmstangen kunstvoll von der ganzen Familie hergestellt und verziert wurden, schickte man einen noch unkundigen Buben oder manchmal auch Knechte in die nähere oder entferntere Nachbarschaft, um die „Palmschere“ zum Stutzen des Buchses zu holen. Die Nachbarn waren bereits vorher informiert und hatten zu diesem Zweck einen Sack mit Steinen, Holz, Zweigen des Hülsenbaumes (Stechpalme) und manchem Unrat bereits vorgerichtet. Der Sack durfte nur ungeöffnet nach Hause getragen werden. Dort war die Überraschung beim Öffnen groß und der „Palmesel“ war dem allgemeinen Gelächter ausgesetzt.

Es Brauch, dass die Palmstangen zu Ostern wieder abgeräumt und unter den Dachfirst gebracht wurden, wo sie zum Schutz vor Ungewittern und sonstigem Unheil aufbewahrt wurden. Hatte ein junger Palmträger dies versäumt, so kamen am Ostersonntag-Morgen die Burschen aus der Nachbarschaft und „köpften“ den Palmen. Mancherorts war es auch üblich, dass die sonach „erfolgreichen“ Burschen eine Kachel Eier als Lohn erhielten. Es war aber auch nicht auszuschließen, dass sie für die Palmköpferei mächtig ausgeschimpft wurden.

Der österliche Großputz in Haus und Hof war und ist in vielen Häusern noch üblich. Als der Karfreitag noch kein allgemeiner Feiertag war, wurden die notwendigen Aufräumungs- und Putzarbeiten oft zwischen den häufigen Gebetsstunden am Karfreitag durchgeführt. Am Ostersamstag war hierzu wegen den umfangreichen und bereits am frühen Morgen beginnenden Gottesdiensten und kirchlichen Anlässen kaum Gelegenheit. 

Alte Kränze vom Friedhof wurden am frühen Ostersamstag auf dem Kirchplatz verbrannt. Die jungen Burschen hatten ihre Freude daran, eigens zu diesem Zweck gefertigte Holzscheite – „Osterscheite“ – welche an einem Ende durchbohrt waren und eine gedrehte Weide oder einen Draht als Griff hatten, im Osterfeuer zu entzünden. Die brennenden Scheite wurden dann mit viel Spass geschwungen, wobei der Meßmer ein Augenmerk darauf legen mußte, dass das heilige Feuer nicht für angrenzende Gebäude usw. zum Schaden wurde. Die halb abgebrannten Scheite wurden gewiehen und zum Schutz vor allerlei Unheil und Gefahren in Haus und Hof, hauptsächlich in Scheuer und Stall aufbewahrt.

In vielen Häusern war es auch Sitte, dass am Karfreitag verschiedene Sämereien – insbesondere Blumensamen – in den Garten eingebracht wurden und einjährige Blumensetzlinge an diesem Tag verpflanzt wurden. Man erhoffte sich von dieser Pflanzzeit eine bessere Blumenpracht. Von Nelken hieß es z.Bsp., dass diese, wenn sie am Karfreitag gepflanzt werden, gefüllt seien. 

Nur wenig von diesen alten Sitten und Gebräuchen ist heute noch lebendig, wenn man vom „Hasjagen“ absieht. Die Sitten und Gebräuche sind sehr oft von Ort zu Ort, vom Tal zum Gebirg oder gar von Zinken zu Zinken unterschiedlich. Die heutige Gesellschaft hat nicht mehr viel Sinn für diese althergebrachten Bräuche, aber es ist es wert, dass man sie zumindest in der Erinnerung festhält und wenn möglich auch wieder aufleben lässt.

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