950 Jahre Schloss Staufenberg
Die derzeitige relative „Ruhe“ um und in Schloss Staufenberg ist unzweifelhaft auf die derzeitige Corona-Pandemie zurückzuführen.
Dabei müsste in diesem Jahr eigentlich mit einem großen Fest ein Jubiläum gefeiert werden, das diesem „Wahrzeichen“ von Durbach und der Ortenau angemessen ist.
Das Jahr 1070 steht für eine Burg, deren tatsächlicher Entstehungszeitpunkt wohl noch viel früher zu suchen ist. Rund 600 Jahre lang finden wir in der Badischen und Deutschen Geschichte die Staufenberger Burgherren, die sich nach dem gleichnamigen Berg und dem darauf stehenden Schloss als „von Staufenberg“ benannten.
Graf Burkhard von Staufenberg und mit ihm sein Bruder Berthold von Staufenberg sind die ersten Staufenberger, deren Namen und Wirken in die Geschichtsbücher der Ortenau und weit darüber hinaus eingingen. Sie entstammten in ältester Zeit dem fränkischen Geschlecht der Calwer und erscheinen erstmals in einer Schenkungsurkunde des Klosters Hirsau. Der Eintrag im Hirsauer Klosterkodex aus dem 11. Jahrhundert ist der erste schriftliche Nachweis über die Burg und deren Besitzer. Wer so umfangreiche Schenkungen in weit auseinanderliegenden Landesteilen machen kann, der muss über erheblichen Gutsbesitz und Macht verfügen.
Leider haben diese beiden Staufenberger in ihrer Schenkungsurkunde nicht den Namen des Durbachtales erwähnt. Für das im Osten der ehemaligen „Herrschaft Staufenberg“ angrenzende Oppenau (Noppenow) dient die Urkunde jedoch als Beweis der „Ersterwähnung“. Der Ersterwähnte Burkard starb 1092 und wird als „comes de castro Stoupha“ bezeichnet. Berthold von Staufenberg wird 1088 „ingennuus homo“ (etwa „Edelfreier“) genannt. Diese älteste Linie der Staufenberger hat die Burg wohl als „Allod“, das heißt „ganz eigen“ oder als lehensfreies Land besessen. Als „Allodialgut“ wird auch das Eigengut eines Fürsten im Unterschied zu einem Staatsgut bezeichnet.
Viele Geschlechter bewohnten in den vergangenen 950 Jahren die Burg oder hatten diese als „Lehen“ in Besitz. Lehensgeber waren die Zähringer, danach die Grafen von Urach-Freiburg und die zähringischen Ebersteiner. Mit Vertrag vom 12. November 1366 wurde von Graf Egon II von Freiburg, das Schloss mit der zugehörigen Herrschaft an Markgraf Rudolf VI. von Baden (+20.04.1372) verkauft. Es ist damit bemerkenswert, dass die Markgrafen von Baden seit dieser Zeit als Lehensgeber, Landesherren und seit 1832 auch als Privateigentümer mit Schloss Staufenberg verbunden sind.
Als letzter Lehensnehmer mit dem verliehenen Adelstitel „von Staufenberg“ wurde am 18. Juni 1666 Wilhelm Hermann von Orscelar, Freiherr von Staufenberg, in der Pfarrkirche „St. Heinrich“ begraben. Das Wappen fast aller Staufenberger Familien und Lehensnehmer beinhaltet in verschiedenen Ausführungen immer wieder den „Stauf“ (Trinkbecher) auf einem „Dreiberg“. Das Wappen der „Wiedergrün von Staufenberg“, deren letzter männlicher Spross im Jahre 1604 mit Philipp Wiedergrün von Staufenberg verstarb, ist heute auch das Wappen der Gemeinde Durbach.
Mai 2020, Josef Werner